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Rettichschwärze – was tun? Pflanzrettiche im Biogarten!

Weiße Rettiche mit schwarzen Flecken
Schön gewachsen, aber die Rettichschwärze hat zugeschlagen

Die Rettichschwärze ist hinterhältig: Oberflächlich sieht man lange Zeit gar nichts von irgendeiner Schädigung des Rettichs. Aber während das Kraut noch weiterhin üppig wächst, ist der Rettich unterirdisch schon stark geschädigt und ungenießbar geworden.

Die Rettichschwärze befällt nicht nur Rettiche, sondern auch Radieschen und Eiszapfen. Ursache ist ein mikroskopischer Pilz im Boden mit dem wissenschaftlichen Namen Aphanomyces raphani. Der deutsche Name der Pilzkrankheit beschreibt auch genau das Schadbild: Erst zeigt sich eine grau-blau bis schwarze Verengung am Rettich. Im weiteren Verlauf schwärzt sich die ganze Wurzel, reißt in Längsrichtung auf und wird von innen morsch. Ursache sind die im Boden befindlichen Pilzsporen. Diese dringen über Wurzeln und kleine Verletzungen in den Rettich ein. Das so befallene Rettichgewebe stirbt ab und die beschriebenen Schäden sind die Folge.

Warum ist die Rettichschwärze in meinem Garten?

Eine Reihe von Einflussfaktoren begünstigen diesen Bodenpilz, die man nicht alle in der Hand hat:

  • Böden, die zur Verdichtung und Staunässe neigen
  • Hohe pH-Werte, das heißt kalkhaltige Böden
  • wiederholter Anbau auf der gleichen Fläche in aufeinanderfolgenden Jahren
  • feuchte Wetterperioden
  • Düngung mit frischem Mist

Die beiden ersten Ursachen treffen voll auf meinen Garten zu, so dass ich regelmäßig mit der Rettichschwärze zu tun hatte.

Ist die Rettichschwärze giftig oder der Rettich noch essbar?

Ein von der Schwärze befallener Rettich ist dadurch nicht giftig geworden. Die direkt betroffenen Stellen sind jedoch unappetitlich und können bei leichtem Befall ausgeschnitten werden.

Was kann ich gegen die Rettichschwärze tun?

Kulturtechnische Maßnahmen

Da es keine direkten Bekämpfungsmöglichkeiten gibt, sind diese Maßnahmen besonders wichtig:

  • Keine enge Fruchtfolge – das bedeutet nicht nur, jahrelang am selben Fleck Rettichen anzubauen, sondern generell keine Kreuzblütler – wie der Rettich – nach Kreuzblütler anzubauen. Kreuzblütler sind auch zum Beispiel Rucola oder alles Kohlsorten.
  • Anbaupausen von mindesten 3 Jahren einhalten
  • Kranke Pflanzen nicht kompostieren sondern in der Mülltonne entsorgen.
  • Ausreichender Standraum – Reihenabstand 20 cm/ in der Reihe 15 cm
  • Ausweichen auf den widerstandsfähigen Schwarzen Rettich für Herbst und Winter (siehe Link unten)

Weitere Maßnahmen gegen Rettichschwärze

Häufig werden auch weitere Maßnahmen gegen die Rettichschwärze beschrieben, die ich aber als sekundär ansehe oder problematisch umzusetzen:

  • Hohe Boden-pH-Werte durch Einbringen von Rindenmulch senken
  • Porree als Vorfrucht soll den Befall vermindern.
  • Auf gute Kaliversorgung des Gartenbodens achten
  • Auf die weißen Frühsommersorten verzichten, da diese besonders anfällig sein sollen und bevorzugter Anbau von Frühjahrsrettichen
  • Der Anbau von Deutschem Weidelgras soll ebenfalls den Befall vermindern.
    Das ist vielleicht für den gewerblichen Biogärtner eine Option, nicht aber für meine 10 Rettich im Garten.
  • Vor der Rettich-Saat den Boden mit Kalkstickstoff vorbereiten.
    Kalkstickstoff hat eine fungizide Wirkung  (Wirkstoff gegen Pilze oder ihre Sporen). Kalkstickstoff ist aber auch in der Anwendung nicht ganz ohne – mein Fall ist es nicht! (Link zu Info siehe unten)

Sortenwahl und Pflanzenstärkung

Widerstandsfähige Sorten

Regelmäßig wird die Verwendung der Rettichschwärze resistenten Sorte Neptun F1 empfohlen, einer Kreuzung zwischen deutschen und den robusten japanischen Sorten – besonders für schwere Böden.

Pflanzenstärkung mit Bodenbakterien

Vorbeugend auch gegen die Rettichschwärze können Pflanzenstärkungsmittel eingesetzt werden wie zum Beispiel Bacillus subtilis. Pflanzenstärkungsmittel haben ein völlig anderes Wirkungsprinzip als Pflanzenschutzmittel. Diese wirken direkt mit Wirkstoffen gegen Krankheiten oder Schädlinge. Bei Pflanzenstärkungsmitteln wird dagegen das Pflanzenwachstum stimuliert und die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten gefördert. Das Wirkungsprinzip bei Bacillus subtilis Präparaten wie „Florissa Mikroorganismen“ oder „Pflanzenarzt Wurzel-Fit“ ist, dass im Boden und an der zu schützenden Pflanze eine Konkurrenzsituation hergestellt wird um die Besiedlung der Pflanzenoberfläche. Ist diese schon mit anderen, unschädlichen Mikroorganismen besetzt, haben es Schaderreger wie der Rettichschwärze-Pilz schwerer, sich dort anzusiedeln. Bacillus subtilis ist übrigens auch für die Medizin von großer Wichtigkeit.

Ein weitere Gegenspieler der Rettichschwärze ist das Bodenbakterium Bacillus atrophaeus, erhältlich u.a. im Handelspräparat „RhizoPlus“. Dieses Produkt enthält je Gramm Milliarden Sporen des natürlichen Bodenbakteriums. Dieser besiedelt nach Anwendung als Gieß- oder Beizmittel die Wurzeloberfläche, vermehrt sich dort und wächst mit den neuen Wurzeln mit.

Der ultimative Tipp vom Gartenblogger Johann: Pflanzrettiche

Mit Pflanzrettichen habe ich die besten Ergebnisse erzielt. Die kann man schon früh ins Beet pflanzen, wenn das Pilzwachstum noch etwas gehemmt ist, und die Rettiche wachsen der Rettichschwärze davon. Sie werden inzwischen am Wochenmarkt beim Biogärtner genauso angeboten wie im Gartencenter. Man kann aber Pflanzrettiche sehr leicht selbst ziehen und hat dabei die volle Kontrolle, auch über Saatgut-Herkunft und Rettichsorte!

Man darf allerdings nicht zu früh mit der Anzucht beginnen, denn der Rettich keimt sehr schnell und er sollte nicht zu lange in der Anzuchtrolle versauern. Das Keimblattstadium ist sicher noch zu früh zum Auspflanzen – da hat man den Vorsprung-Effekt eigentlich nicht. Ich denke, wenn sich so 3 bis 4 Blätter gebildet haben wäre es gut. Einfach auch immer einmal kontrollieren, was die Wurzeln an der Unterseite der Rolle machen. Wenn sie mit aller Macht herauswachsen, ist es auch jeden Fall höchste Zeit zum Auspflanzen der Pflanzrettiche. Die jungen Rettiche werden mitsamt der Klopapierrolle ausgepflanzt. So werden die wurzeln nicht beschädigt und das Papier verrottet.

Wenn man selbst Pflanzrettiche anzieht, kann man die Vorteile des Wuchsvorsprungs mit den Möglichkeiten der Pflanzenstärkung mit Bacillus subtilis kombinieren. Dafür von Anfang an die Saatrollen mit in Wasser gelöstem Bacillus subtilis gießen und dies nach der Pflanzung ins Beet fortsetzen.

Links zur Rettichschwärze

 

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