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Nematoden gegen Nacktschnecken – wie funktioniert das?

Der Beutel mit Nematoden gegen Schnecken liegt auf der Anwendungsbeschreibung
Die mikroskopischen Nematoden gegen Nacktschnecken werden in Holzmehl angeliefert

Von den mikroskopischen Fadenwürmern bzw. Nematoden  gegen Nacktschnecken habe ich zum ersten Mal auf den Freisinger Gartentagen erfahren. Nach Jahren im meist vergeblichen Ringen um meine Salat- und sonstigen Gemüsepflänzchen interessierte mich das ökologisch unbedenkliche Verfahren und habe es ausprobiert.

Denn künftig sollte auch für mich etwas aus dem Gemüsegarten übrig bleiben. Also habe ich ein „paar“ Fadenwürmer bestellt:
60 Millionen Fadenwürmer/Nematoden für 200 qm Garten. Klingt viel, ist aber auch nicht mehr als nur ein kleines Päckchen.

Die Nematoden oder Fadenwürmer

Es gibt viele chemiefreie Vorgehensweisen, um die Nacktschnecken in Grenzen zu halten. Abklauben, in Bierfallen locken, oder mit Tagetes weglocken oder mit einem Schneckenzaun Stahlhindernisse in den Garten ziehen (wobei streng genommen mit den Duftstoffen von Bier und Tagetes auch Chemie im Spiel ist ;)
Oder hole mir eben Hilfe von anderen Lebewesen, wie die Nematoden gegen Nacktschnecken – Phasmarhabditis hermaphrodita (PH). Die sollen als natürliche Gegenspieler die aus dem Ruder gelaufene Nacktschnecken-Population begrenzen. Denn sie haben sich im Laufe der Evolution auf das „Verspeisen“ von Nacktschnecken spezialisiert.

Es gibt 20.000 verschiedene Arten von Nematoden. Wahrscheinlich sind sie die Individuen reichste Gruppe unter den vielzelligen Tieren auf diesem (noch) schönen Planeten.
In einer Handvoll Erde sind ca. 1000 Nematoden aus einem Dutzend Arten. Sie seien nachgerade ein Gradmesser für die Bodenqualität, so Sebastian Höss vom Institut für Biodiversität Regensburg. Sie leben im Gartenboden zwischen den Bodenpartikeln und ernährten sich von Bakterien, Pilzen, Pflanzenresten oder auch räuberisch von anderen Lebewesen. Eben – vereinfacht gesagt – von Nacktschnecken.

Die Millionen von per Gießkanne ausgebrachten Nematoden gegen Nacktschnecken Phasmarhabditis hermaphrodita (PH) werden mit Sicherheit nur einen Teil der Nacktschnecken erwischen. Das soll auch nicht so sein und mehr braucht es auch nicht. Es ist nicht Krieg und das ganze militärische Vokabular von Bekämpfung bis Vernichtung ist im Garten wie auch sonst im Verhältnis Mensch und Natur vollkommen fehl am Platze. Die Nematoden sollen mir nur in einem bestimmten Bereich im Garten zu meinem Salat verhelfen.

Nematoden gegen Nacktschnecken im Garten ausbringen

Marienkäfer - Larve
Auch Marienkäfer-Larven mit ihrem Appetit auf Blattläuse sind ähnlich den Nematoden gegen Nacktschnecken biologische Helfer im Garten

Die Anwendung klingt auf den ersten Blick einfach: Abgemessene Menge Nematoden in einer Gießkanne mit Wasser auflösen und die entsprechende Gartenfläche damit begießen. Der Teufel steckt aber wie immer im Detail. Die kleinen die Nematoden gegen Schnecken sind empfindlich und vertragen weder Hitze noch Kälte, Trockenheit oder direktes Sonnenlicht.
Hier muss man sich wirklich an die Herstellerangaben halten, sonst ist der Erfolg infrage gestellt und das Geld umsonst ausgegeben.
Und eines muss einem auch bewusst sein: Gegen die große, rote Wegschnecke muss die Anwendung gegen im Jugendstadium erfolgen.

Mein Fazit: Nematoden gegen Nacktschnecken sind eine chemiefreie Methode, um die Schnecken flächig im Zaum zu halten. Jedoch müssen für eine erfolgreiche Behandlung unbedingt die Angaben des Herstellers beachtet werden, da habe ich selbst Lehrgeld zahlen müssen!

Nematoden gegen Schnecken bestellen

Die Nacktschnecken dürfen doch aber auch leben?

Unbedingt! Ohne sie würde ein wichtiges Teil im großen Puzzle der Natur fehlen und auch im Garten. Ich will die Nacktschnecken nur etwas eindämmen. Ich will sie nicht „bekämpfen“, sie arbeiten ja auch in meinem Kompost. Und auch ohne jede augenscheinliche „Nützlichkeit“ ist jede Lebensform einzigartig und wunderbar – auch Nacktschnecken! 

Ökologisch betrachtet – wissenschaftlich, nicht ideologisch

Der Garten ist kein ungestörtes, in Jahrtausenden fein ausbalanciertes Biotop, in dem durch die Gesetze der Natur jeder Kreatur durch natürliche Gegebenheiten und Konkurrenz genau seine Grenzen gesetzt sind. Der Garten ist per definitionem ein hochgradig gestörtes Ökosystem! In dem immer – gewollt oder ungewollt – die Möglichkeit besteht, dass sich eine der Arten aus Fauna und Flora auf Kosten der anderen breitmacht. Garten ist eben gestaltete Natur! Wobei am besten mit und nicht gegen sie gearbeitet wird, aber er ist nie paradiesisch unberührt. Das zeigt sich schon in der Herkunft des Begriffs „Garten“. Er kommt aus dem Indoeuropäischen über das Griechische und Lateinische: ein umzäunter, eingefriedeter und (von der übrigen, wilden Natur) abgegrenzter Bereich.

Der Rasenliebhaber als Extrembeispiel setzt auf die Monokultur einer einzigen Grasart. Der Hausgärtner ist da schon vielfältiger und sorgt sich um seine dreißig bis fünfzig Arten Gemüse und Blumen mit jeweils einer Reihe unterschiedlicher Sorten.
Das tue auch ich, und ich lasse auch aus Faulheit und Überzeugung alles wachsen und krabbeln, was nicht beim saloppen Unkraut jäten oder versehentlich Drauflatschen den Geist aufgibt.

Wenn Nacktschnecken nun auch für mich als gleichmütigen Ökogärtner ein Problem werden, dann zeigt sich nicht das Böse in der Nacktschnecke, sondern die manchmal einseitige Dynamik eines gestörten Lebensraumes. Übrigens: Gestörte Biotope sind hundertmal spannender als welche im Gleichgewicht. Ein 300 Jahre alter natürlicher Buchenwald ist erhebend, aber bzgl. Artenreichtum eher unspektakulär und bleibt es auch die nächsten 100 Jahre. Ein Loch im selben Wald, durch einen Sturm gerissen, bietet in den ersten 10 Jahren vielfältigste, ständig in Veränderung befindliche ökologische Nischen für unzählige Arten vom Säuger bis zur Pilzspore.

Aber zurück zu den Nacktschnecken!

Ich weiß also:

  • dass in meinem Garten zwangsläufig – weil eben gestaltetes Stück Natur – nicht alles im ökologischen Gleichgewicht ist,
  • unter anderem auch, weil ich möglichst viel schmackhafte Salate, Kohlrabi und sonstige Gemüse-Leckereien ernten und Blumen sehen will.
  • dass das auch die Vermehrung der Nacktschnecken begünstigen kann und
  • diese sich dann über jede frisch gepflanzte Gemüsepflanze und jeden Blumensämling, jeden eben aufgegangenen Keimling hermachen.

Aber ebenso sicher empfinde ich auch mich als Teil des „Lebensraumes Garten“, mit berechtigten eigenen Ansprüchen daran, und versuche die mit Augenmaß zu erreichen. Dazu will ich nichts bekämpfen, sondern auf ein Maß zurückdrängen, das eine gedeihliche Koexistenz ermöglicht. Das tun übrigens alle anderen Millionen von Lebewesen in meinem Garten auch. Die Bäume wollen auf Kosten aller anderen Pflanzen ans Licht, die Rauhblattgewächse wie der Borretsch ungenießbar sein, die Ameisen züchten Blattläuse und die Marienkäfer fressen diese. Und auch Nematoden gegen Nacktschnecken (PH) haben ihren eigenen Speiseplan …

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