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Der BR im Garten – Wintergemüse für die Sendung „Unkraut“

Mitte Oktober erreichte mich eine Anfrage aus der „Unkraut“-Redaktion des Bayerischen Fernsehens, ob ich bereit wäre, an einer Sendung im November zum Thema Klima mitzuarbeiten.

BR-Fernsehteam im Freisinger Garten
BR-Fernsehteam im Freisinger Garten

Unter anderem soll dabei Fragen nachgegangen werden, wie man sich auf den Winter vorbereiten und ökologisch über den Winter kommen kann. Im Speziellen ist ein Beitrag geplant zum Thema Ernährung mit regionalem Gemüse – idealerweise aus dem eigenen Garten.

Die Redakteurin Frau Zesewitz ist bei Ihren Recherchen dazu auf meinen Gartenblog aufmerksam geworden und hat angefragt, ob wir für diesen Beitrag rund um Anbau, Verwertung und Bevorratung von Wintergemüse zur Verfügung stünden.

Nun ist es natürlich schon eine nette Bestätigung für den Gärtner und Blogger, wenn der BR anruft; klar war aber auch von Anfang an, dass das schon einen erheblichen Aufwand auch von Seiten meiner Frau und mir bedeuten würde. Wir haben dann aber beschlossen, uns gemeinsam und mit gemischten Gefühlen in das Abenteuer zu stürzen.

Erst einmal aber sollte und wollte sich die Redakteurin ein persönliches Bild von Garten und Gärtner machen, möglicherweise ist im Reallife dann doch nicht alles so passend wie gedacht, etwa der langhaarige und aber nicht mehr gertenschlanke Althippie als Gärtner … .
War es dann aber doch – und beim Garten-, Küchen- und Kellerrundgang wurden dann schon erste Ideen für den Dreh am 31. Oktober skizziert. Gesendet wird übrigens am 18.11. um 19:00 im Bayerischen Fernsehen.

Inhaltsverzeichnis

Der Drehtag:

Obwohl ein ganzer Drehtag angesetzt ist, werden am Ende nur noch 6 Minuten Sendezeit für den Beitrag übrig bleiben. Es mussten die zahlreichen Ideen also ausgesiebt und auf fernsehgerechte Umsetzbarkeit abgeklopft werden.

Um 9:30 am Donnerstag vor Allerheiligen stand dann das vierköpfige Drehteam vor der Tür: Redakteurin, Kameraleute und Tontechniker. Wir waren natürlich vorbereitet und hatten Kaffee, Brezen und Croissants bereitgestellt. Dafür hatten die Fernsehleute – wirklich ganz sympathisch und nett, dabei aber absolut professionell – erst einmal keine Zeit. Kaum angekommen wurden vom Team die Rahmenbedingungen und Location für die Umsetzung des Drehbuchs  abgecheckt und dann ging es auch schon los.

Beginnen sollte ich in der Küche mit der Herstellung einer Ristra zum Lufttrocknen der Chilies. Gefilmt wurde überraschenderweise durchs geschlossene Küchenfenster. Währenddessen hat meine Frau schon alles für die Zubereitung des Quittenbrots hergerichtet. Dies ist mit Vorbereiten der Quitten bis zum fertigen Quittenbrot ein erheblich komplexerer Vorgang und wie das in der wenigen Sendezeit rüberkommt, sind wir gespannt.
Abgeschlossen wurde der Küchendreh mit dem Herrichten des herbstlichen Gemüseeintopfs, der dann als Abschluss über dem offen Feuer gegart werden soll (Rezepte und Links siehe am Ende des Beitrags).
Witzig: Zwischendrin musste unsere Küchenuhr aus der Küche verbannt werden – das Ticken war einfach zu laut und auch das Zischeln des Gasherdes störte manche Aufnahme :-)

Dann ging es raus in den Garten, Thema: Wintergemüse. Dramaturgisch notwendig war wohl mein Weg in den Garten mit Schuhwechsel in die Gartenschlappen. Das ging mit meinen Straßenschuhen dem Team aber nicht schnell genug, musste also dazu meine total unsexy Haussandalen anziehen … :-/

Ernte des Selleries: 
Das klappte natürlich gut, Ausheben und Abklopfen ging dabei aber der Kamerafrau viel zu schnell. Also einen Sellerie wieder in die Erde gesteckt und noch mal: Ausheben, Abklopfen und in den Schubkarren legen …

Ernte der Steckrüben und letzte Ernte von Tomaten:

Die Steckrübe oder Kohlrübe Sorte Helenor
Die Steckrübe oder Kohlrübe Sorte Helenor

Die Steckrüben sind heuer mein ganzer Stolz; ich habe sie zum ersten Mal angebaut und sie sind auch recht schön geworden. Also wieder wie beim Sellerie: Ausheben, abklopfen und in den Schubkarren damit – jetzt aber langsam, was bei den so alltäglichen Handgriffen gar nicht so einfach ist! Dann sollte ich auch noch etwas Schlaues dazu sagen; das ist mir aber nicht wirklich gelungen.
Auch die letzten grünen Tomaten müssen nun geerntet werden: dann also nach einem Verweis der Kamerafrau laaangsam! vom Strauch gepflückt und in den Korb gelegt.  Die grünen Tomaten werden dann im Haus zum Nachreifen ausgelegt. Das klappt wirklich gut und die Sorte „DeBerao – schwarz“ hat im Freien und ganz ohne Schutz bis Ende Oktober ausgehalten. Die ist wirklich hart im Nehmen!

Radicchio ernten und leeres Beet hacken:
Mein Radicchio ist das letzte, was auf dem einen Beet noch steht und ist eigentlich nicht wirklich präsentabel: Schnecken und Wetter haben ihn klein gehalten. Aber so ist das im Küchengarten eben.  Mit einer Zinkenhacke habe ich nach dem Abernten dann das Beet etwas aufgelockert.

Gartenatmosphäre:
Nachdem nun gerade einmal nicht die Kirchenglocken für Dauerbeschallung sorgen, kein Flieger vom und zum MUC düst, die Krähen den Schnabel halten und auch der junge Nachbar am Schlagzeug seinem Double-Pedal eine Ruhepause gönnt, fängt das Fernsehteam einige Stimmungsbilder vom Garten ein. Da bin ich gespannt drauf!

Rosenkohl:
Dann ging´s zum Rosenkohl. Den wollte ich ganz telegen anbinden, dass ihn mir der erste nasse Schnee nicht umdrückt. Das hört sich einfach an, brauchte aber erstaunlicherweise euch einige Anläufe. Ebenso mein „O-Ton“, der hoffentlich herausgeschnitten wird!

Ernte von Zuckerhut und Endivien:
Letztes Jahr hat es mir den Endivien beim ersten Frost gleich einmal so erfroren, dass er nach und nach kaputtgegangen ist. Der Zuckerhut  hält zwar mehr aus, ab Januar merkt man ihm die Frostschäden aber schon auch an. Ein Drittel der beiden Salate will ich heuer am Beet belassen, für den Verbrauch noch im Spätherbst und dort mit Laub und Vlies schützen, zwei Drittel kommen in die Erdmiete. Das habe ich schon einmal getestet und hält die Wintersalate bis in den März und April hinein frisch.

Anlegen der Erdmiete:
Jetzt durfte ich meinen vollen Schubkarren locker Richtung Kamera schieben und sollte dabei zufrieden und professionell gucken :-/  Die Erdmiete hatte ich schon vorbereitet, jetzt wurde – laaaangsaaam – das Gemüse (Endivien und Zuckerhut, Sellerie, Steckrüben und Radicchio) eingeschichtet und mit Stroh und Erde abgedeckt. Das sieht bestimmt nicht schlecht aus, einen Kommentar dazu von mir hätte es aus meiner Sicht nicht gebraucht.

Herbstgemüse und Hollerpunsch

Eintopf im Kessel über dem offenen Feuer
Der Eintopf aus Herbstgemüse über dem offenen Feuer

Nun ist es schon später Nachmittag geworden. Das Feuer wurde entzündet und der Kessel mit dem Gemüse vom Vormittag über das Lagerfeuer gehängt – das gibt bestimmt ein paar tolle Bilder! Dass der Eintopf fertig wird, darauf konnte das nette Team natürlich nicht warten, inzwischen ist es nach 16:30 Uhr und dunkel geworden. Ich hatte aber den gleichen Eintopf schon am Vortag für das gemeinsame Mittagessen vorbereitet, alternativ konnten die Fernsehleute aber auch bei Pasta mit selbstgemachtem Pesto zugreifen.

Zum Abschluss gab’s dann am Feuer heißen Hollerpunsch und für jeden ein Packerl Quittenbrot als Dankeschön von uns, weil das Drehteam uns bei aller Professionalität und Zeitdruck nett und sympathisch durch den Drehtag geleitet hat.

Rezepte:

Herbstlicher Gemüseeintopf:

Da kommt rein, was der Garten noch alles hergibt, bei mir waren es Steckrüben, Pastinaken, Sellerie, Rosenkohl, Schwarzkohl, letzte grüne Bohnen und Bohnenkerne. Natürlich passen da auch noch Kartoffeln, Lauch und Gelbe Rüben dazu.

Ich schneide alles mit Bedacht in nicht zu kleine Stücke. So verkocht das Gemüse nicht so und bleibt ansehnlich. Außerdem mag ich es, wenn ich das einzelne Gemüse noch erkennen und erschmecken kann.

Die gelblichen Steckrüben und den weißen Sellerie schneide ich größere Stifte, die Pastinaken und Gelben Rüben in dickere Scheiben (ggf. geviertelt). Der Rosenkohl wird nur halbiert, Kartoffeln in Stücke und Lauch und Schwarzkohl in gröbere Streifen geschnitten.

Zuerst wird der Schwarzkohl zusammen mit Knoblauch etwas in Olivenöl angedünstet, dann kommt das geschnittene Gemüse dazu. Das Ganze wird mit Wasser soweit aufgegossen, dass das Gemüse gut bedeckt ist.
Würzen mit Selleriesalz (oder was sonst zur Verfügung steht), Pfeffer und Lorbeerblatt.
Kochen, bis das Gemüse gar, aber nicht verkocht ist (ca. ½ Stunde, einfach zwischendurch einmal testen. Möglichst selten umrühren).
Wer es deftiger mag, kann auch ein Stück Rauchspeck mitkochen.

Quittenbrot:

Das geschnittene Quittenbrot trocknet in der Herbstsonne
Das geschnittene Quittenbrot trocknet in der Herbstsonne

Unser Quittenbrot – oder Quittenzucker, wie wir es nennen – ist eigentlich ein Nebenprodukt bei der Herstellung von Quittengelee. Erst werden die Quitten im Dampfentsafter entsaftet, der gewonnene Saft wird zu sehr leckerem Quittengelee weiterverarbeitet.

Zurück bleibt im Dampfentsafter ein Quittenbrei. Der wird durch die Flotte Lotte gedreht, um das Mus von der Schale und den Kerngehäuse zu trennen. Von 2 kg Quitten erhält man ungefähr ein 3/4 kg Mus.

Das Quittenmus wird nun im Verhältnis 3 Teile Mus und ein Teil Zucker mit einem 3:1-Einmachzucker verrührt und ca 4 min aufgekocht. Anschließend wird das aufgekochte Mus auf ein Blech (am besten mit Backpapier als Trennschicht) ca 1 cm stark aufgetragen.

Das Ganze muss nun ein paar Tage antrocknen, dann kann es – z.B. in Rauten – geschnitten werden. Ggf. noch einmal nachtrocknen lassen und in Dosen aufbewahren.

Hollerpunsch:

Dazu haben wir Holundersaft, eigenen Apfelsaft und den Saft von der Quittenzubereitung vom Vormittag mit Zimt, Nelken und Sternanis heiß gemacht. Zucker dazu, falls nötig und nach Belieben – fertig!

Pesto:

Zu meinen Kräutern und Chilipestos habe ich schon einen eigenen Beitrag erstellt, siehe unter „Links“.

Links:

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