Ein Phänologischer Kalender hilft, den richtigen Zeitpunkt für jede Gartenarbeit zu finden. Der herkömmliche Kalender mit zwölf Monaten und vier Jahreszeiten ist viel zu starr, um die verschiedenen Standorte der Gärten und unterschiedlichen Witterungsverläufe einzelner Jahre widerspiegeln zu können.
Inhaltsverzeichnis
Gärtnern im Rhythmus der Natur
Gärtnern im Rhythmus der Natur sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein – möchte man meinen. Aber Gärtner und Gärtnerinnen tricksen schon immer, um dem natürlichen Rhythmus ein Schnippchen zu schlagen. Anzucht am Fensterbrett oder gar unter dem LED-Licht, Frühbeet, Gewächshaus – natürlich beheizt …
Aber vieles, was im Garten Energie und Nerven kostet, könnte mit einer stärkeren Hinwendung zum Rhythmus der Natur ressourcenschonender, kostengünstiger und erfolgssicherer umgesetzt werden. Unverzichtbar dabei ist der Phänologische Kalender.
Ein Phänologischer Kalender – was ist das?
Ganz allgemein ist Phänologie die Lehre von den Erscheinungen. Im engeren Sinne versteht man unter Phänologie die Lehre vom Einfluss von Witterung und Klima auf die jahreszeitliche Entwicklung von Pflanzen und Tieren. Die Phänologie orientiert sich nicht an feste Daten im Lauf eines Jahres wie dem kalendarischen Sommerbeginn am 21. Juni oder dem meteorologischen Sommeranfang am 1. Juni.
Ein phänologischer Kalender orientiert sich an den phänologischen Jahreszeiten und die sind ausschließlich durch das jährlich unterschiedliche Blühen, Fruchten und Wachsen von Pflanzen bestimmt. Ausschlaggebend ist dabei der Beginn charakteristischer Vegetationsstadien wie Blattentfaltung, Blühbeginn oder Laubverfärbung. Dies sind die sogenannten phänologischen Phasen der Pflanzen.
Aktuelle Erfassung in der Phänologischen Meldestatistik
Phänomene wie der Austrieb von Pflanzen oder das Einsetzen der Blütezeit bestimmter Zeigerpflanzen werden von Freiwilligen und Experten in ganz Deutschland beobachtet und zentral erfasst. Diese Daten werden vom Deutschen Wetterdienst DWD in einer Phänologischen Meldestatistik ausgewertet. Die Daten der Phänologischen Meldestatistik werden in der Regel täglich aktualisiert und informieren über den Stand der eingegangen phänologischen Meldungen.
Wie sind die phänologischen Jahreszeiten?
Ein phänologischer Kalender macht da mehr Sinn, das er sich natürlichen Phasen der Natur zu orientiert – den phänologischen Jahreszeiten. Wenn beispielsweise die Hasel blüht, ist die richtige Zeit für den Baumschnitt im Obstgarten. Und die Hasel blüht natürlich nicht jedes Jahr pünktlich mit dem meteorologischen Frühlingsbeginn am 1. März, sondern je nach Witterung, Region und Lage zwei Wochen vorher oder drei Wochen später – jedes Jahr an einem anderen Datum.
Anhand solcher Zeigerpflanzen wie der Hasel werden die phänologischen Jahreszeiten definiert. Statt vier kalendarischer Jahreszeiten mit zwölf Monaten gibt es im phänologischen Kalender 10 Jahreszeiten, an denen Gärtner ihr Handeln ausrichten können.
Zeigerpflanzen des phänologischen Kalenders
- Vorfrühling – Erstfrühling – Vollfrühling
Haselblüte – Forsythienblüte – Apfelblüte - Frühsommer – Hochsommer – Spätsommer
Holunderblüte – Sommelindeblüte – Fruchtreife Frühapfel - Frühherbst – Vollherbst – Spätherbst
Fruchtreife Stieleiche – Fruchtreife Holunder – Blattverfärbung Stieleiche - Winter
Blattfall Stieleiche
Gartenarbeit zum richtigen Zeitpunkt mit dem Phänologischen Kalender
Neben der Liebe zur Natur und etwas Garten-Knowhow ist vor allem die Frage des richtigen Zeitpunkts für den Erfolg im Garten wichtig – den grünen Daumen gibt es nicht. Gewusst WIE UND WANN, lautet die Devise! Klassische Gartenratgeber orientieren sich dafür nach den Kalendermonaten oder den vier Jahreszeiten. Dabei kann das passende Timing für bestimmte Gartenarbeiten von Region zu Region aus meteorologischen und kleinklimatischen Gründen sehr unterschiedlich sein.
Der wahre Rhythmus der Natur
Der wahre Rhythmus der Natur richtet sich nämlich nicht nach dem Kalender. Denn „wie alles in der Natur ist das Geschehen im Garten der Zeit und damit dem Klima unterworfen. Die Entwicklung der Vegetation richtet sich nicht nach dem Monat, den das Kalenderblatt anzeigt, sondern nach dem im jeweiligen Jahr auftretenden Witterungsverlauf. Der phänologische Kalender orientiert sich an Anzeichen, die deutlich machen, wie weit sich die Natur bereits entwickelt hat.
Und diese Anzeichen zeigen dann den Beginn der zehn phänologischen Jahreszeiten an.“ (Auszug aus dem phänologischen Kalender „Quickfinder Gartenjahr„)
Drei Frühlinge im phänologischen Gartenkalender
So gibt es im phänologischen Kalender beispielsweise drei verschiedene „Frühlinge“, die unterschiedliche Bedingungen für Pflanzen und Gartenarbeiten anzeigen. Blühen Haselnuss und Schneeglöckchen beginnt der Vorfrühling, die gelben Wolken der Forsythie zeigen den Erstfrühling an und die Apfelblüte den Vollfrühling.
Der Erstfrühling ist die richtige Zeit für die Pflanzung von Obstbäumen oder die Aussaat im Freien von robusten Gemüse- und Kräuterarten wie etwa Spinat, Kohlrabi, Möhren oder Zuckerschoten. Später blühen dann Apfelbaum und Flieder und zeigen den Vollfrühling an. Das ist der Zeitpunkt, an dem die vorgezogenen Fruchtgemüse wie Auberginen, Tomaten und Gurken in den Garten ausgepflanzt werden können.
Der Phänologische Kalender zeigt den Klimawandel
Wie sehr sich der Beginn der phänologischen Jahreszeiten Jahr für Jahr verändert, zeigen die Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD). Das derzeitige langjährige Mittel des Beginns der Haselblüte als Zeigerpflanze für das Ende des Winters und Beginn des Erstfrühlings liegt derzeit beim 12. Februar. Das Mittel im Zeitraum von 1961 bis 1990 war das der 03. März! Und die Tendenz ist ungebrochen. Inzwischen beginnt die Haselblüte schon Ende Januar und der Herbst mit der Fruchtreife des Holunders zwei Wochen später als noch vor vierzig Jahren.
Quickfinder Gartenjahr – der phänologische Gartenkalender
Welche gärtnerische Betriebsarbeiten nun in welcher der zehn phänologischen Jahreszeiten am sinnvollsten zu erledigen sind, dazu gibt es inzwischen zunehmend Informationsmöglichkeiten im Internet oder als Buch. Der Quickfinder Gartenjahr von Andreas Barlage erklärt genau, welche phänologische Jahreszeit für bestimmte Arbeiten im Garten am besten geeignet ist, wann etwas erledigt sein müsste und welche häufigen Pflanzen diese anzeigen. Neben den rein kalendarischen Hinweisen beantwortet der Quickfinder Gartenjahr auch die häufigsten Fragen rund ums Gärtnern – zum Beispiel das Geheimnis, warum manchmal die Petersilie nicht keimen und gedeihen mag!
Kompetent und übersichtlich
Ob säen, pflanzen, vermehren oder schneiden: Übersichtlich strukturiert präsentiert der Quickfinder Gartenjahr auf einen Blick, welche Gartenarbeiten übers Jahr hinweg im Zier- und Küchengarten anstehen. Anschauliche Bildfolgen, Fotos und Grafiken ergänzen die umfangreichen Informationen rund um die Gartenarbeit im Jahreslauf. Häufig gestellte Gartenfragen (FAQ) und bewährte Tipps und Tricks aus der Praxis erfahrener Gärtner*innen runden das Info-Angebot ab. Komplementiert wir der gelungene Jahresplaner mit einem umfangreichen Serviceteil mit Glossar, Sortentabellen sowie einen Übersichtskalender mit Blüte-, Aussaat-, Pflanz- und Erntezeiten.
Der phänologische Gartenkalender unterteilt das Jahr anhand von Zeigerpflanzen in 10 Jahreszeiten. Sehr praktisch: die einzelnen Jahreszeiten sind über ein farblich codiertes Schnellgriffsystem einfach zu finden und aufzuschlagen. Durch die benutzerfreundliche Aufmachung muss man nicht lange suchen, sondern findet schnell alle wichtigen Antworten zum Gärtnern im Rhythmus der Natur.
Über den Quickfinder – eine Art Schlagwortregister – zu Beginn des Buches findet man anderseits über die geplante Tätigkeit direkt zu den jahreszeitlichen Informationen.
Der phänologische Kalender Quickfinder Gartenjahr: Der beste Zeitpunkt für jede Gartenarbeit“ ist in der Reihe „Garten Extra“ des Verlags Gräfe und Unzer GU erschienen und ein sehr gelungener und empfehlenswerter Gartenratgeber für den Naturgärtner!
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Autor Andreas Barlage
Diplom-Agraringenieur Andreas Barlage studierte Gartenbau an der Universität Hannover und arbeitet als freiberuflicher Gartenjournalist, Buchautor, Gartenplaner und Referent. Ihn zeichnet sein umfassendes Pflanzenwissen und vielfältige Erfahrungen in der gärtnerischen Praxis aus. Fünf seiner Bücher wurden bisher prämiert. Der Titel „Quickfinder Gartenjahr“, bei dem er als Co-Autor mitwirkte, wurde 2017 von der MEIN SCHÖNER GARTEN-Leserjury mit dem „Deutschen Gartenbuchpreis“ ausgezeichnet. Andreas Barlage ist auch auf Twitter zu finden.
Warum ist Phänologie so wichtig?
Für die Klimaforschung
Die Erfassung und Erforschung von phänologischer Erscheinungen dienen der Erforschung von Auswirkungen des Klimawandels auf pflanzliche Ökosysteme. wie etwa den Beginn und die Ausprägung des jährlichen Laubfalls lassen Rückschlüsse auf langfristige Veränderungen des Klimas und die Auswirkungen des Klimawandels zu. Die Ergebnisse wie die Phänologische Meldestatistik des Deutsche-Wetterdienstes sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich und sollen dazu beitragen, das Bewusstsein für den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Natur zu schärfen.
Für Gärtner und Bauern
Die Daten der Phänologischen Meldestatistik sind auch für Landwirte, Gärtner und andere Nutzer von Bedeutung, um die Saisonplanung zu optimieren und mögliche Auswirkungen auf die Ernte zu beurteilen. Entwicklung und Wachstum von Pflanzen folgt zwar im Groben dem kalendarischen Jahreslauf. Aufgrund geografischer und regionaler Unterschiede bedingt – und zunehmend auch durch den Menschen gemachten Klimawandel – ist Frühling nicht gleich Frühling: Da liegt im März im Alpenvorland noch Schnee, während im Rheintal schon die Forsythie blüht.
Gartenempfehlungen streng nach Kalendermonaten und Datum können vor dem Hintergrund dieser natürlichen und anthropogenen klimatischen Verschiebungen deshalb teils erheblich daneben liegen. Bemerkbar wird das ja schon bei den sogenannten Eisheiligen – die kommen ja auch nicht, wie’s im Abreisskalender steht.
Phänologische Gärten
Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) haben Forscher der Universität Eichstätt die Koordination des europaweiten Netzwerks der phänologischen Gärten übernommen. Ziel des Netzwerks ist es, die Einflüsse von Klima und Witterung auf die Entwicklung der Pflanzen zu erforschen, indem die Entwicklungsstadien von Pflanzen wie der Blattentfaltung, Blüte und Fruchtreife erfasst werden.
In diesem Zusammenhang werden Klonpflanzen verwendet, die von einer Mutterpflanze stammen und in verschiedenen phänologischen Gärten gepflanzt werden, um die klimatischen Einflüsse auf die Entwicklung der Pflanzen zu beobachten. Das Netzwerk hat Mitglieder in ganz Europa und wurde bereits 1959 gegründet.
Die Verschiebung phänologischer Stadien durch den Klimawandel kann Auswirkungen auf die Landwirtschaft, den Menschen und die Tierwelt haben. Die Arbeit der Landwirtschaft muss sich an veränderte klimatische Bedingungen anpassen, was auch Auswirkungen auf Saat- und Erntetermine haben kann. Früherer Blütenbeginn kann auch zu einer längeren Pollenflugzeit und damit zu gesundheitlichen Problemen für Allergiker führen. Für die Tierwelt können sich Verschiebungen der Phasen aufgrund des Klimawandels auch negativ auswirken, da Insekten keine Nahrung mehr finden können, wenn die Blütezeit der Pflanzen schon vorbei ist.
Mehr zum Phänologischen Kalender
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taschenGARTEN (Link zur Buchbesprechung im Gartenblog)
Hilfreich bei der Gartenplanung und ideal für Notizen im Garten, angereichert mit viel hilfreichem Gartenwissen - Gärtnern nach dem Phänologie Kalender
bei „Mein schöner Garten“ - Faltbarer phänologischer Gartenkalender
mit Saat-, Pflanz- und Erntezeiten für Gemüse- und Salatarten - Das ist zu tun in den Phänologischen Jahrezeiten
Schneiden, säen, pflanzen, düngen – vom Vorfrühling bis Sommer… - Phänologie und Klimaveränderung
Planet Wissen - Phänologie: Was Pflanzen uns über die Jahreszeiten verraten
National Geographic - Phänologische Meldestatistik
Die aktuellen Phänodaten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) - Die Phänologische Uhr des Deutschen Wetterdiensts (DWD)
Vergleich der aktuellen phänologischen Jahreszeiten mit dem langjährigen Mittel.
Die phänologische Uhr wird einmal pro Woche aktualisiert. - Die zehn phänologischen Jahreszeiten des Kalenders
Infoseite des NDR - Phänologische Veränderungen bei Wildpflanzenarten
Info des Umweltbundesamts
Wir schauen immer in den Wetterapps ob wir Bewässern oder nicht. Das spart Wasser und sorgt für ein gesundes Grün!