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Regenwürmer – lichtscheue Superhelden im Boden

Erdklumpen mit eingekringeltem Regenwurm
Regenwürmer haben sich zur Ruhephase im Sommer eingekapselt

Regenwürmer (Lumbricus terrestris) sind für das Bio im Naturgarten von zentraler Bedeutung. Sie sind Schlüsselorganismen der Nachhaltigkeit.

Regenwürmer heißen Regenwürmer weil …

Zwei Regenwürmer längs aneinander geschmiegt
Regenwurmpaarung im Freisinger Garten. Recht so! Macht mehr Regenwürmer!

… sie Regen mögen, oder keinen Regen mögen, oder wie jetzt?
Regenwürmer heißen Regenwürmer, weil sie sehr rege sind – rege Würmer also, wie sie noch im 17. Jahrhundert genannt wurden.  Trotzdem ist es auffällig, dass sie nach starkem Regen oft zahlreich an die Erdoberfläche kommen. Der Hintergrund ist noch nicht ganz geklärt, sicher aber ist, dass dem Regenwurm Regen lieber ist als stechende Sonne! Möglicherweise wird der Wurm durch die Vibration der Regentropfen an die Oberfläche gelockt, wo ihn jedoch häufig tödliches UV-Licht oder eine emsige Amselmutter erwartet.

Von den weltweit über 3.000 verschiedenen Regenwurmarten – darunter einige, die tatsächlich im Wasser leben – sind über 40 Arten auch in Deutschland zu finden, so der Gemeine Regenwurm oder Tauwurm und der Kompostwurm.

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Was ist das Besondere an Regenwürmern?

Nein – die Geschichte mit dem „aus ein mach zwei“ ist nicht einmal zur Hälfte wahr! Zwar kann ein in zwei Teile getrennter Regenwurm unter günstigen Bedingungen vom Kopfteil aus ein Hinterende nachwachsen lassen, nicht aber umgekehrt. Aber allein das ist für ein so komplexes Lebewesen schon sehr erstaunlich. Aber es gibt noch mehr Besonderheiten.

Der Regenwurm gräbt mit seiner Spezial-Bohrspitze und den kräftigen Längs- und Ringmuskeln meterlange Gänge. Pro Quadratmeter können diese bis zu 20 Meter lang werden und Spitzentiefen von bis zu sieben Meter erreichen. Die hilfreichen Bodentiere können bis zu 30 Zentimeter lang und 10 g schwer werden und sind im Verhältnis zu ihrer Körpergröße enorme Kraftpakete. Sie stemmen Massen bis zum 50-fachen ihres eigenen Körpergewichts und gehören in Relation zu ihrer Größe zu den stärksten Tieren der Welt. Dazu hat ein Regenwurm fünf Doppel-Herzen und ein Gehirn in Strickleiterform!

In der Vermehrung sind die Regenwürmer Zwitter, die sich gegenseitig befruchten! Jeder schenkt dem anderen ein Spermienpaket (im Bild oben die weißlich hellen Stellen), mit dem er später seine eigenen Eier befruchtet. Ob dieser groben Widernatürlichkeit der natürlichen Natur werden Putin, die Scheichs und Erdoğan wahrscheinlich demnächst anordnen, dass alle Regenwürmer sofort die Staatsgrenzen verlassen müssen /Ironie aus!

Regenwürmer sind anspruchsvoll

Erdkrümel auf der Wiese
Wichtig für gute Gartenerde: Regenwurmlosung

Um durch den Boden gleiten zu können, umhüllt sich der Regenwurm mit einem Schleimmantel. Wird der pH-Wert der Erde zu niedrig, beginnt die Säure diesen Schleimmantel zu zerstören. Seine Wohlfühltemperatur liegt zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Wird es im Sommer auch in der Erde zu trocken-warm oder im Winter zu kalt, graben sich die Regenwürmer tief in die Erde ein und ringeln sich für eine Art Sommer- beziehungsweise Winterschlaf zusammen.

Regenwürmer hatten jahrzehntelang durch bodenschädliche Praktiken in Landwirtschaft und Gartenbau zu leiden. Wurden in den 1980er-Jahren noch fast alle Äcker intensiv gepflügt, nehmen mittlerweile dank pflugloser Mulchsaatverfahren die Diversität der Regenwurmarten und deren Bestandsdichten wieder zu.

Ist der Regenwurm ein Schädling?

Als Johann Wolfgang von Goethe 1773 die Endfassung sein Drama Götz von Berlichingen vollendet, galt der Regenwurm noch als Schädling, der an Pflanzenwurzeln nagt und dem Boden wichtige Nährstoffe raubt. Heute wissen wir, dass das genaue Gegenteil gilt: Er fördert die Pflanzenwurzeln und liefert wervollen Dünger.
Doch das gilt nicht überall auf der Welt!
In Amerika waren sie zum Ende der letzten Eiszeit ausgestorben und das Ökosystem der „Neuen Welt“ hat sich über die Jahrtausende auch ohne Regenwürmer arrangiert. Als mit Kolumbus und den Siedlern europäische Regenwürmer nach Amerika kamen, war das Ökosystem nicht auf die gefräßigen Neuankömmlinge eingestellt. Regenwürmer aus Europa richten bis heute in Amerika viel Schaden an und gelten deshalb dort als Schädling.

Können Regenwürmer beißen?

Ja, ist aber mehr ein Kuss als ein Biss :) Im Ernst: Der Regenwurm hat keine Zähne! Um sich die Blätter für seine Nahrung in seine Bodenröhre zu ziehen, packt er sie mit einer Art Lippe am Regenwurmkopf.

Regenwürmer – unverzichtbare Helfer für Bodenfruchtbarkeit und Bodenstruktur

Bodenkrümel auf einem weißen Teller
Regenwurm-Kot ist einer der besten Pflanzendünger der Welt

Der Regenwurm ist ein unentbehrlicher Helfer im Garten: Seine Grabetätigkeit lockert den Boden und die Ausscheidungen des Regenwurms sind ein wertvoller natürlicher Dünger und wichtiger Bodenbildner. Durch die Vermischung von Mineralboden und Humus im Darm des Regenwurms entsteht ein lockeres, mit Kalzit angereichertes, fruchtbares Krümelgefüge im Gartenboden. Die Regenwurmhäufchen sind Ton-Humus-Komplexe, die fünfmal mehr Stickstoff, siebenmal mehr Phosphat und elfmal mehr Kalium enthalten als normale Gartenerde. Regenwürmer sind die „Baumeister fruchtbarer Böden“.

Regenwürmer lockern die Bodenstruktur und mischen organisches Material in den Boden ein. Dadurch leisten sie einen unersetzlichen Beitrag zur Freisetzung der im Pflanzenmaterial gebundenen Nährstoffe und der Feindurchmischung der Bodenbestandteile. Ihre unterirdischen Gänge dienen der Bodendurchlüftung und erweitern den Wurzelraum für Pflanzen. Zusätzlich wird durch diese natürlichen Drainageröhren die Wasserversickerung im Boden begünstigt und der Oberflächenabfluss sowie die Erosion gemindert. Das Röhrensystem der Regenwürmer und ihre humusreichen Ausscheidungen schaffen günstige Bedingungen für viele andere nichtgrabende Bodenlebewesen.

Regenwürmer verändern aktiv das Bodengefüge und sind für die Bodenfruchtbarkeit eine der wichtigsten Tiergruppen im Boden.
Die LfL schreibt: „Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sind Regenwürmer Schlüsselorganismen, ihre Anzahl gilt als Indikator für einen funktionsfähigen, biologisch aktiven Boden mit einem stabilen Bodengefüge – ein gute Bodenfruchtbarkeit und Bodenstruktur“

Und 100 bis 400 Regenwürmer pro Quadratmeter in einem intakten, biologisch aktiven Gartenboden erleichtern so mancher Drosselmutter das Stopfen der hungrigen Mägen ihrer Jungen. Auch Laufkäfern, Kleinsäugern wie den Igeln und anderen Vögeln dienen sie als reichhaltige Beute.

Deshalb sind die Schaffung und der Erhalt von günstigen Lebensbedingungen für den Regenwurm eine wichtige Aufgabe für den Gärtner/die Gärtnerin. Das heißt: schonende Bodenbearbeitung, Mulchen und organische Düngung.

Und was (fr)essen Regenwürmer am liebsten?

Buchseite mit Beetansicht
Regenwurmfutter: Radieschenlaub ist als Mulchmaterial auf dem Beet verblieben und schon teils vom Regenwurm eingezogen

Im Garten immer auch an Regenwurmfutter denken. Dafür kann man z. B. Rasenschnitt oder anderes klein gehacktes Pflanzenmaterial als Mulchdecke verwenden – Rindenmulch ist da nicht hilfreich – oder auch mal das gejätete Unkraut für den Regenwurm auf dem Beet liegen lassen. Das welkende Pflanzenmaterial zieht er in der Nacht in seine langen und tiefen Gänge als Nahrung.

Bis zu 20 Blätter kann ein einzelner Regenwurm in einer Nacht in seine Röhren ziehen. Wenn man Erntereste wie Radieschenlaub als Mulch auf dem Boden liegen lässt, kann man nach ein paar Tagen sehen, dass kleine Büschel mit Pflanzenmaterial in Erdlöcher stecken. Dann weiß man: da sind glückliche Regenwürmer an der Arbeit, die einem Schweiß (Bodenlockerung) und Geld (Dünger) sparen!

Regenwürmer und der liebe Gott

Nach einem französischen Sprichwort heißt es: „Der liebe Gott weiß, wie man fruchtbare Erde macht, und hat sein Geheimnis den Regenwürmern anvertraut“.
In diesem Sinne: „Gehet hin und vermehret euch!“ :-)

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Ein Gedanke zu „Regenwürmer – lichtscheue Superhelden im Boden“

  1. Die Darstellung der Regenwürmer als lichtscheue Superhelden unserer Gärten ist wirklich inspirierend und bereichert mein Verständnis für diese wichtigen Akteure im Naturkreislauf. Sie nennen Mulchen und organische Düngung als Mittel, um die Wurmpopulation zu fördern.

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