Der Prinzessinnengarten Berlin ist eine mobile, ökologische und soziale urbane Landwirtschaft mitten in Berlin. Auf einer 5500 qm² großen Brachfläche werden seit 2009 Biogemüse und seit 2010 Biokartoffeln angebaut.
Update:
Professionell begleitet wird der Kartoffelanbau von Bennar Markus, M. Sc. Pflanzenbauwissenschaften. Er ist Autor des Kartoffelberichts 2012 mit Erfahrungen aus dem Kartoffelanbau 2012 im Prinzessinnengarten. Dieser Artikel basiert mit freundlicher Genehmigung des Autors auf Auszügen aus dem Kartoffelbericht. Der vollständige Bericht kann beim Autor angefordert werden.
Inhaltsverzeichnis
Der mobile Kartoffelsack
Um auf einer kleinen Fläche einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen, entwickelte das Team unter Leitung von Bennar Markus 2010 passend zum mobilen Garten den transportablen Kartoffelsack, abgeleitet von der Kartoffeltonne. Hierzu werden Luft und Wasser durchlässige Polypropylen-Säcke (PP-Säcke) verwendet. Diese kann man gut herunter krempeln, sodass die Pflanzen, im Gegensatz zur Kartoffeltonne, auch im Anfangsstadium schon genügend Licht bekommen. 2012 konnten die stabilen PP-Säcke alle zum zweiten oder dritten Mal infolge wiederverwendet werden und somit zum Nachhaltigkeitsgedanken des Gartens beitragen.
Der höhere Ertrag wird durch das mehrmalige Aufschütten von Erde in den PP-Säcken erzielt. Sobald die Pflanzen ca. 15-20 cm groß und kräftig genug sind, wird wieder neue Erde aufgeschüttet. Dies wird zwei bis drei Mal wiederholt und so bilden sich in jeder neuen Schicht weitere Kartoffeln; bei der Ernte ist der Sack dann voll mit Kartoffeln. Siehe auch meine eigenen Erfahrungen mit Kartoffelanbau in recycelten Säcken.
Bei der Aufschüttung ist zu beachten, dass möglichst viele Blätter für die Fotosynthese und Fruchtbildung über der Erde bleiben. Die Erfahrung hat gezeigt, wenn die Kartoffeln erst im Mai gesetzt werden, dass es ausreicht, einmal mit 12 oder 24 Liter Erde aufzuschütten je nach Stärke der Pflanze. Im Ertrag ist kein wesentlicher Unterschied zu sehen.
Das Kartoffelprojekt
13 verschiedene Kartoffelsorten in 376 Säcken standen 2012 auf dem mobilen Kartoffelacker im Prinzessinnengarten. Dabei wurde vor allem darauf geachtet, alte Sorten anzubauen, um somit einen Beitrag zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt zu leisten.
Zusätzlich wurde im dritten Anbaujahr der Kartoffelanbau im Prinzessinnengarten in unterschiedlichen Substraten getestet. Das Experiment sollte Informationen liefern, in welchem Substrat die vielen verschiedenen Kartoffel-Sorten jeweils am besten wachsen, bzw. am Ertrag reichsten sind.
Der von Bennar Markus konzipierte und geleitete Versuchsanbau lieferte neben vielen guten Kartoffeln auch sehr interessante Ergebnisse, die in einem aufschlussreichen Bericht zusammengefasst und schon für den Anbau 2013 genutzt wurden.
Zunächst wurden Ende April die mehligen Kartoffelsorten Adretta, Arran Viktory, Highland, Burgundy und die Mehligen Mühlviertler mit jeweils 20 Sack gesetzt. Am Tag des ersten Kartoffel-Workshops am 12. Mai setzten wir den Blauen St. Galler in 24 Säcke. Bis Ende Mai folgten nun auch mit 24 Sack pro Sorte Mayan Twilight, Rosa Tannenzapfen und Shetland Black und jeweils mit 40 Sack die Bamberger Hörnchen, Linda, Rote Emma, Vitelotte und der Blaue Schwede mit 39 Säcken.
Alle Ergebnisse zu Keimungsgeschwindigkeit, Keimungsrate und den Erträgen der verschiedenen Kartoffelsorten in unterschiedlichen Substraten findet der interessierte Leser im Kartoffelbericht 2012 des Prinzessinnengartens, der auf Anfrage beim Autor im PDF-Format bezogen werden kann.
Bennar Markus
Bennar Markus ist im Projekt Prinzessinnengarten unter anderem verantwortlich für den Kartoffelanbau. Er hat das Bachelor-Studium in Agrarwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin als M. Sc. Pflanzenbauwissenschaften abgeschlossen und im Anschluss daran praktische und wissenschaftliche Arbeit in zahlreichen Praktika verbunden, unter anderem auf dem Demeter Hof Marienhöhe.
Der Prinzessinnengarten
Neben dem Gemüse- und Kartoffelanbau gibt es im Prinzessinnengarten mehrere Bienenvölker, eine Staudengärtnerei und ein Gartenrestaurant. Dort werden die im Prinzessinnengarten erzeugten Bioprodukte zu leckeren Gerichten verarbeitet, die man in einem einzigartigen Ambiente vor Ort genießen kann.
Durch die eigene Gastronomie können ein Teil der laufenden Kosten erwirtschaftet werden. Denn Nomadisch Grün als das Unternehmen hinter dem Prinzessinnengarten bekommt keine staatliche Unterstützung und ist deshalb auf die Mitwirkung und Mithilfe von Menschen angewiesen.
Nachhaltige Zwischennutzung von urbanen Flächen und Partizipation sind die wesentlichen Punkte im Konzept des international anerkannten Projekts für eine ökologische, mobile und soziale urbane Landwirtschaft in Berlin-Kreuzberg. Die Einbeziehung der Nachbarn am Moritzplatz und anderer Menschen auch über Berlin hinaus lässt ein soziales Gefüge entstehen, indem man durch Gespräche oder durch die gemeinsame Arbeit im Garten voneinander lernt.
Weit entfernt von Berlin fühle auch ich mich als Beetpate dem Netzwerk verbunden und möchte mit Beetpatenschaft, Beiträgen zum Foundraising und Berichten über und Links zum Prinzessinnengarten das Projekt unterstützen. In diesem Sinne bedanke mich noch einmal beim Autor des Kartoffelberichts Bennar Markus für die Möglichkeit, aus dem Kartoffelbericht zu zitieren.
Links zu weiteren eigenen Beiträgen: