Die Steckrübe – je nach Gegend auch Kohlrübe, Dotsche oder Wrucke genannt – ist ein traditionelles Wintergemüse mit Ursprung im nördlichen Europa.
Manche der älteren Generation haben noch Erinnerungen an die schrecklichen „Steckrübenwinter“ in Deutschland am Ende der beiden Weltkriege. Damals waren die Steckrüben die letzte Nahrungsreserve für einen Großteil der Bevölkerung. So hatte die Steckrübe lange Jahre ein schlechtes Image.
Seit einiger Zeit erlebt die unkomplizierte Steckrübe jedoch eine gärtnerische und kulinarische Renaissance: Mit ihrem zarten, süßlichen Aroma und guter Lagerfähigkeit ist das Gemüse vielseitig verwendbar. Die Steckrübe ist ein Alleskönner in der Küche, kalorienarm und gesund.
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Steckrübe zum Gemüse der Jahres 2017/18
Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) hat die Steckrübe zum Gemüse der Jahres 2017/18 ernannt. Er möchte damit den Blick auf die noch verbliebene Sortenvielfalt lenken, die es zu erhalten gilt, und die etwas aufwendige Samengewinnung bei Gärtnern wieder bekannter machen. Ziel ist es, die samenfesten Sorten für eine zukünftige Nutzung zu erhalten, auch wenn die großen Saatguthändler die Steckrübe auf dem Saatgutmarkt durch F1-Hybridsorten ersetzen.
Die Steckrübe ist ein Beispiel für die hohe Kultur der Pflanzenzüchtung schon vor 300 Jahren. Sie ist eine Kreuzung aus Rübsen (Brassica rapa) und Gemüsekohl (Brassica oleracea) und darf nicht verwechselt werden mit der Speiserübe – wie der kleineren Mairübe. Durch diese Kreuzung entstanden damals mehrere Nutzpflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Nutzungsformen.
Dazu gehören der Ölraps zur Speiseölgewinnung, der Schnittkohl als Blattgemüse und natürlich die Steckrübe als Lagergemüse und Viehfutter für das Winterhalbjahr. Die klassische Kreuzungszüchtung hat also ganz ohne Gentechnik vollkommen neue Kulturpflanzen erzeugt. Die Steckrübe hat sich bereits mehrere Hundert Jahre im Anbau bestens bewährt. Agrarchemie braucht sie nicht, und auch keine langen Transporte aus wärmeren Regionen – ein modernes klimaschonendes Nahrungsmittel.
Die Steckrübe im Garten
Im Garten werden vorrangig gelbfleischige Sorten angebaut wie die bekannte Sorte ‚Willhelmsburger‘. Ich säe meine Steckrübe in einer Reihe, und nicht gleich in Endstellung von 40 cm. Da dürfen ruhig mehr Sämlinge aufgehen, die ich nach und nach so auslichte, dass immer Ersatz für erdfloh- und Schneckenfrass vorhanden ist.
Die Kultur der Steckrübe ist eigentlich unkompliziert, wenn man die durch Erdflöhe und Schnecken gefährdete Jugendphase überwunden hat. Dabei ist Gesteinsmehl sehr hilfreich! Dazu Algenkalk oder Gesteinsmehl fein auf die Blätter stäuben – das ist völlig ungiftig, verleidet aber den Nervlingen den Appetit. In Trockenphasen reichlich gießen und Boden mulchen.
Ein Samentütchen reicht für 5-10 m oder mehr, je nachdem, wie dicht man sät (heuer ist es viel zu dicht geworden).
- Direktsaat in Reihen ab April
- Saattiefe 0,5–1 cm
- Keimdauer 1–2 Wochen
Erntezeit ist Oktober/November. Die Steckrübe ist mehrere Monate lagerbar (im geeigneten Keller oder in der Erdmiete) und liefert den Winter über ein schmackhaftes Gemüse mit hohen Gehalten an Mineralstoffen und Vitaminen wie B, B1, B2, C). Die gelbe Farbe stammt von den enthaltenen Cartinoiden; diese haben antioxidative Wirkung und sind wichtige Stoffe für die Bildung von Vitamin A. (siehe auch Nährwerttabelle in der Apothekenumschau).
In der Küche ist die Steckrübe vielfältig einsetzbar, Klassiker ist der Steckrübeneintopf. Aber es geht auch roh in den Salat geraspelt, als Püree, Steckrübenbratling oder -Curry: Die eigene Kreativität ist gefragt!
Meine eigene kulinarische Kreation ist das Schwarzkohl/Steckrüben-Gemüse oder der Eintopf rechts im Bild. Die Steckrüben sind die Stifterl.
Auch der VEN sammelt und präsentiert Steckrüben-Rezepte. Und natürlich finden sich auch auf den Online-Rezeptplattformen wie Chefkoch zahlreiche Steckrüben-Rezepte.
Mit Schneckenfraß und Erdflöhen hatten meine Steckrüben kaum Probleme. Aber Flattertiere aus der Luft taten sich genüßlich: Kohlweißlinge.
Vermutlich weil im Beet so ein Durcheinander (manche sagen Mischkultur dazu) war, hat sich der Schaden – für mich überraschend – letztendlich in Grenzen gehalten.
Viele Grüße
Sonja