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Interview: Zwischen Gartenblog und Gemüsegarten

Gemüsebeet mit verschiedenem Gemüse in Mischkultur
Zuckermais-Beet mit Salat und Kohlrabi als Zwischenkultur

Gartenblogger Hanns stellte sich am 29.07.2011 den Fragen des Ulmerverlags zu Gartenlust und Gartenfrust im Gemüsegarten.Update – weitere Interviews:

Interview des Ulmer-Verlags

Ulmerverlag: Stellen Sie bitte sich und Ihren Garten (Größe, Lage) kurz vor:

Gartenblogger Hanns: Mein neuer Garten und ich leben in der Nähe von München. Es ist mein dritter Garten in meinem Leben. Erlebt und erlernt habe ich Garten durch meinen Vater und noch heute ist vieles von dem geprägt, was er mir gezeigt hat – auch wenn ich nicht immer ein williger Schüler war. Meinen ersten eigenen Garten gestaltete ich in der Zeit im Oberpfälzer Forsthaus. Ich hatte den Garten gut bestellt von meinem Vorgänger übernommen und ihn dann natürlich trotzdem neu- und umgestaltet.

Wie lange pflegen Sie Ihren Garten schon? Wie haben Sie ihn übernommen?

Vor neun Jahren lernten mein dritter Garten und ich uns in Südbayern kennen und es war nicht Liebe auf den ersten Blick. In das Haus und den Umgriff hatten meine Frau und ich uns sofort verguckt: kleines, schnuckeliges Häusl und ein großer Garten mit alten Obstbäumen – optimal für uns zwei und unsere Kinder.

Aber nicht für den Gärtner! Denn es gab im Gartenbereich fast nur Bäume und darunter etwas Wiese. Keine Blumenrabatten, keine Gemüsebeete und als ich zum Graben anfing, stieß ich sofort auf den schweren tonigen Lehm des tertiären Hügellandes, das hier in Freising in die Münchner Schotterebene übergeht. Eine Lage, die, als Ausgleich fast, gelegentlich einen fantastischen Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen gewährt.

Wie haben Sie ihn gestaltet? Wo holen Sie sich Anregungen her?

Der Hauptteil des Gartens mit seinen rund 25 m auf 15 m liegt hinter dem Haus und ist zum großen Teil mit alten, hohen Obstbäumen bestockt: gelbe Kirsche, blaue und gelbe Pflaume, Boskop, Gravensteiner und Frühapfel, Hauszwetschge.

Am Ende der „Streuobstwiese“ ist etwas freier Raum mit Licht. Dort am Grundstücksende – habe ich in den letzten Jahren auf 6 m Tiefe dem Gelände den Gemüsegarten abgerungen.
Vor dem Haus gibt es so etwas wie einen Vorgarten. Auch der war ehemals nur ein Stück Wiese hinter einer hohen Pfeiffenstrauch-Hecke. Jetzt wuchert und blüht es und seit heuer haben wir dort auch unser Kräuter- und Frühbeet.

Was ist besonders an Ihrem Garten?

Die beiden Gartenbereiche jeweils am vorderen und hinteren Grundstücksende sind schmale, bearbeitete Streifen über die Grundstücksbreite hinweg. Große Gestaltungsmöglichkeiten in der Form gibt es da nicht. Aber es kommt ja aufs Layout nicht an, content ist king!

Und da soll der Gemüsegarten punkten, mit frischem Gemüse aller Art und Salat zu fast jeder Jahreszeit. Aber auch mit Blumen, nicht nur am Zaun zu den Nachbarn hin, sondern auch und gern zwischendrin. Das sind dann meist Selbstaussaaten von Ringelblume, Mohn, Cosmeen oder Kapuzinerkresse.

Seit heuer wird der Gemüsegarten ergänzt durch ein „Mobiles Beet“. Das sind Pflanzbehältnisse in recycelten Säcken, angelehnt an die Idee aus dem Prinzessinnengarten in Berlin. Der Vorteil dabei ist, dass die anspruchsvolleren Gemüse wie Tomaten, Auberginen oder Chilies in lockerer, humusreicher Erde wachsen können. Sie müssen sich so nicht im immer noch sehr lehmigen, festen Boden der Gemüsebeete abmühen!

Wo informieren Sie sich über Gartenthemen oder tauschen sich mit anderen Gartenenthusiasten aus?

Heuer ist aber auch das Jahr der Gartenbücher, wobei für den Garten und mich drei besonders wichtig sind und viele Anregungen für die Zukunft gegeben haben: die Querbeet-Reihe, „Die neue Stadtgartenlust“ von Celia Brooks Brown und „Unser Garten ist Gold wert“ von Rodolphe Grosléziat.

Aber bei allen Vorbildern wie dem Bauerngarten und wertvollen Tipps aus den Büchern: Das Besondere meines Gartens ist ein Prinzip, das ich von meinem Vater übernommen habe und versuche weiterzuentwickeln:
Im Kreislauf mit der Natur die räumliche und zeitliche Ordnung so zu optimieren, dass in diesem vierdimensionalen, aber bemessenen Gebilde ein Maximum an Nutzen und Schönheit entsteht: der Mohn über dem Salat, der Spinat zwischen den Lauchreihen, Kleinsalate wie Rucola oder Asiasalat als Lückenfüller zwischen Brokkoli und Blumenkohl, zwischen denen die Ringelblume hervorlugt.

Wie sieht ein typischer Gartenalltag bei Ihnen aus?

Das braucht laissez faire und Gelassenheit genauso wie feine Steuerung, und so geht es jeden Morgen vor dem Job und als Erstes am Feierabend in den Garten, um vor allem zuerst einmal Hinschauen, Anschauen und Zuschauen. Das ist das Wichtigste! Und erst wenn ich lange genug beobachtet habe, was sich auf den Beeten tut, gibt es wieder eine Zeit des Gestaltens und Lenkens. Und natürlich der Ernte.

Was „gibt“ Ihnen der Garten?

Aber ist die Ernte das, was mir der Garten gibt? Auch, aber nicht ausschließlich.
Die schönste Zeit im Garten ist für mich der Juni! Da ist fürs Erste einmal alles getan, gesät und gepflanzt und ich kann eigentlich allem nur beim Wachsen zusehen – vorausgesetzt die Schnecken lassen es zu!
Vielleicht ist es das, was mir der Gemüse-Garten gibt: Zufriedenheit über geleistete Arbeit und die Vorfreude auf die kommenden Genüsse für Auge und Zunge.

Welche Tipps würden Sie Gartenanfängern geben?

In diesem Sinne wäre auch mein wichtigster Rat, wenn mich heute einer am Anfang seiner Gärtnerkarriere fragen würde:
Frage deinen Garten, die Pflanzen und Tiere, die darin leben, den Boden der Beete. Höre aufmerksam zu, schau genau hin und lerne daraus!

Herr Seidl, der Ulmerverlag sagt herzlichen Dank für das Interview.

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